03.02.25 Auf den Spuren Erich Gottschalks

Anlässlich des 80. Jahrestages der Befreiung des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau am 27. Januar 1945, haben die Jüdische Gemeinde Bochum – Herne - Hattingen, das Fanprojekt Bochum und der VfL Bochum 1848 eine Stadtführung organisiert, die den Spuren Erich Gottschalks folgt – für eine lebendige Erinnerungskultur und eine stetige Auseinandersetzung mit der Vergangenheit. 25 VfL-Fans haben an der Stadtführung teilgenommen und konnten an verschiedenen Orten in Bochum ein Stück Geschichte hautnah erleben. „Am 27. Januar hat sich die Befreiung des KZ Auschwitz zum 80. Mal gejährt. Immer weniger Zeitzeugen und Zeitzeuginnen können über das Erlebte direkt berichten. Aus diesem Grund ist es uns ein besonderes Anliegen, die Geschichte von Erich Gottschalk, die eng mit dem Bochumer Fußball verbunden ist, stellvertretend für die Überlebenden der Shoah, unter den VfL-Fans in Erinnerung zu halten“, erklärt Dominik Meier, der seitens des VfL Bochum 1848 die Veranstaltung mitorganisiert hat. Die Stadtführung hat Florian Kovatsch aus dem Fanprojekt Bochum geleitet: „Wir haben heute mit 25 VfL-Fans im Rahmen einer Stadtführung verschiedene Erinnerungsorte in Bochum erkundet, die einen Bezug zur Entstehungsgeschichte des VfL Bochum 1848, zu den großen Erfolgen und individuellen Schicksalen der Bochumer Fußballmeister von Hakoah/Schild Bochum sowie zur NS-Geschichte der Stadt allgemein herstellen“, beschreibt Florian Kovatsch rückblickend. „Wir freuen uns, dass wir auf diese Art und Weise Geschichte erlebbar machen konnten und den VfL-Fans ihre Stadt, aber auch das traurige Kapitel, des Nationalsozialismus in ihrer Stadt näherbringen konnten.“ Start der Führung, bestehend aus VfL-Fans und VfL-Mitarbeitenden, war auf der Nordtribüne im Vonovia Ruhrstadion mit einem kurzen Einstieg in die Geschichte des Nationalsozialismus. Von dort aus ging es für die Gruppe zum nahegelegenen Ottokar-Wüst-Platz. Hier gab es Einblicke in die Anfänge des VfL Bochum 1848 und das Wirken von Namensgeber Ottokar Wüst, der von 1966 bis 1993 an der Spitze des Vereins stand. Hier hatten die Teilnehmenden die Möglichkeit, ihr eigenes VfL-Wissen und Anekdoten auszutauschen. Als nächste Station ging es in Richtung Innenstadt, zum Parkhaus in den Bochumer Stadtpark, ebenfalls ein wichtiger Meilenstein der VfL-Geschichte. Ein weiterer besonders geschichtsträchtiger Ort mit herausragender Bedeutung für das heutige jüdische Leben in Bochum ist die neue Synagoge Bochum. Florian Kovatsch berichtete vor Ort nicht nur von den verschiedenen Sportmöglichkeiten, Sprachkursen und dem dortigen kulturellen und sozialen Austausch, sondern auch dem besonderen Standort der neuen Synagoge. Auf dem Weg zur letzten Station erfuhr die Gruppe nochmal mehr über Erich Gottschalk, dem zum Gedenken der Erich-Gottschalk-Platz (Castroper Straße/Blumenstraße) benannt wurde. Gottschalk war ein jüdischer Fußballspieler, der in der Jugend beim TuS Bochum spielte, einem Vorgängerverein des heutigen VfL Bochum 1848. Dann wechselte er 1925 zum jüdischen Verein TuS Hakoah. 1933 wurde der Verein auf Drängen des NS-Regimes in Schild Bochum umbenannt. Erich Gottschalk führte den Verein am 26. Juni 1938 als Kapitän zur letzten Deutschen Meisterschaft im Sportbund Schild. Auch der historische Nordbahnhof war einer der vielen eindrucksvollen Orte der Stadtführung. Dieser wurde damals als Ausgangspunkt für Deportationen genutzt. Die Führung endete in der Luisenstraße, welche seit 2013 fünf Stolpersteine für Erich Gottschalk und seine Familie beheimatet. Die Stadtführung zeigte auf eindrucksvolle Weise das Leben Erich Gottschalks in Bochum, die Entwicklung und Entstehung des VfL und stellte dabei eine ständige Verbindung zum jüdischen Leben damals und heute her. Es wurde erinnert, der Verstorbenen gedacht und sich mit der Vergangenheit sowie Gegenwart auseinandergesetzt.

Anne Castroper

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